Wenn die Tage lauer und länger werden, sitzen die Zecken wieder zu Millionen auf
den schwedischen Wiesen und Gebüschen. Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist
ein Parasit, der Blut benötigt, um sich zu häuten. Das Weibchen braucht eine
komplette Blutmahlzeit, für die Entwicklung ihrer Eier, also für ihre
Nachkommenschaft. Auf dieses Festessen warten die Zecken nicht wie
irrtümlicherweise angenommen auf Bäumen, sondern auf Grashalmen und niedrigen
Sträuchern. Blind und taub strecken sie ihre Haftwerkzeuge aus und lassen sich
von vorbeikommenden Menschen und Tieren abstreifen und mitnehmen. Von der Wärme
und den CO2-Ausstoß von den Säugetieren und Menschen werden sie angezogen. Einmal auf der Haut kann es Stunden dauern, bis das Spinnentier eine ideale
Stelle zum Festsaugen gefunden hat, denn die Zecke ist wählerisch. Sie hat es am
liebsten etwas feucht und dunkel, weshalb das Tier auch gut versteckt in Arm-
oder Kniebeugen bzw. im Genitalbereich zu finden ist. Voll gesaugt fallen sie
von ihren Opfern wieder ab und legen mehrere Tausend Eier. Insgesamt gesehen können Zecken eine Unzahl von Krankheiten übertragen. Von
Bedeutung sind aber nur zwei. Das ist einmal eine Virusinfektion, die so
genannte FSME und das zweite eine bakterielle Infektion, die Borreliose. Die Erreger der Borreliose, die Borrelien (Borrelia burgdorferi), lauern im Darm
der Zecke. Hat diese erst einmal zugebissen, wandern die Bakterien in das
Bindegewebe des Menschen. Dort kann anfangs die so genannte Wanderröte auftreten
- eine kreisrunde Einfärbung in der Haut, um die Bissstelle herum. Wochen
später, im zweiten Stadium der Krankheit, verbreiten sich die Borrelien im
ganzen Körper – vorzugsweise in Gelenken und Muskeln des Menschen, darunter auch
dem Herzen. Bei der Borreliose gibt es zwar keinen Impfstoff, aber man kann gut
gegen diese Bakterien mit einer antibiotischen Behandlung vorgehen. Fast alle
Zecken sind mit dem borreliosen Bakterium infiziert und es werden durch die
wärmeren Winter immer mehr. So erkranken immer mehr Menschen an dieser
Krankheit, die nicht immer richtig erkannt wird, da die Symptome meist sehr
vielschichtig sind. Obwohl in manchen Gegenden bis zu 50% aller Zecken infiziert
sind, führt ein Biss nicht automatisch zur Borreliose. Nur jeder fünfte
erkrankt. Wenn man die Zecke möglichst früh nach dem Stich und vorsichtig entfernt, ist
die Aussicht relativ gut, dass man gar keine Borrelien abbekommt, da die meisten
Zecken die Borrelien erst nach 12-24 Stunden übertragen. Wenn man sie schonend
entfernt, vermeidet man auch das Zerquetschen der Zecke und somit das Eindringen
des Erregers durch das Quetschen in die Stichstelle. Ganz wichtig ist dabei das
richtige Werkzeug und die korrekte Handhabung desselben. So sollte man unbedingt
darauf achten, den Kopf des Spinnentiers mit hinauszuziehen. Auf keinen Fall sollte man den Zecken mit Hausmitteln zu Leibe rücken. Im
Todeskampf drückt die Zecke ihre Speicheldrüsen aus und damit gelangen wiederum
vermehrt Erreger in die Wunde. Entscheidend ist wirklich, die Zecke ganz vorne
an den Mundwerkzeugen zu fassen.
Man benutzt dazu am Besten eine ganz feine Pinzette (Uhrmacherpinzette). Nur
damit gelingt es, die Zecke ganz vorne an den Mundwerkzeugen zu fassen. Dies ist
wichtig, da in der Speicheldrüse der Zecke die FMSE-Viren sitzen. Sie werden bei
einem Biss sofort übertragen.
Im Gegensatz zu den Borrelien aber bereits unmittelbar nach dem Bissbeginn. Der Virus breitet
sich schnell im ganzen Körper aus und verursacht die so genannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
- eine Erkrankung des Nervensystems mit Lähmungserscheinungen oder sogar
Gehirnhautentzündung. Eine FSME-Infektion kann man mit Medikamenten nicht
heilen. Wenn die FSME
eingetreten ist, kann man nichts mehr tun, sondern nur noch hoffen, dass es
milde verläuft. Seit einiger Zeit ist es aber möglich, sich gegen die Krankheit
impfen zu lassen – so gut wie ohne Nebenwirkungen. Für Erwachsene sind zur Zeit
2 Impfstoffe auf dem Markt, für Kinder gibt es nur einen. Die Impfung besteht
aus drei Teilen. 4 Wochen nach der ersten Spritze erfolgt eine weitere und die
letzte nach einem Jahr. Wer diesen Zyklus befolgt, erhält einen drei- bis fünfjährigen
Schutz vor FSME, der danach auffrischbar ist. Für Kurzentschlossene gibt es
verschiedene Zeckensprays, die allerdings nur wenige Stunden Schutz bieten. Die Risikogebiete in Schweden sind vor allem in den Schären vor
Stockholm, um
den ganzen Mälaren-See herum, an der schwedischen Ostküste von Stockholm bis
Kalmar sowie auf den Inseln Öland und
Gotland. Kleine Herde mit geringer
Aktivität sind um den Vänern und Vättern und an der Westküste, im nördlichen Bohuslän.
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