In den 50er und 60er Jahren erlebte Schweden eine glanzvolle Epoche. Das
Sozialprodukt erzielte Zuwachsraten wie nie zuvor. Der Außenhandel
expandierte. Zusammen mit den Niederlanden und Deutschland lag Schweden während
der 50er Jahre weit am Ende der internationalen Skala der Streikhäufigkeit. In den 60er Jahren strömten 170.000 Menschen aus ganz
Europa nach Schweden, um sich hier niederzulassen. Ohne diese
Einwanderer und den Reichtum an natürlichen Ressourcen wären diese
wirtschaftlichen Rekorde jener Zeit nicht möglich gewesen. Heute liegt
das Bruttosozialprodukt pro Kopf im EU-Vergleich immer noch in der
Spitzengruppe.
Wegen des begrenzten Binnenmarktes ist die Wirtschaft stark exportabhängig.
Aus Tradition hat man eine Freihandelspolitik betrieben und setzt sich für
die Stärkung der Welthandelsorganisation ein. Ausgeführt werden Maschinen,
Papier, Pappe, Zellstoff, Holz, Kfz, Eisen und
Stahl. Die wichtigsten
Exportländer sind Deutschland, Norwegen und Finnlandliegen in der EU.
Der Strom wird z. Zt. erzeugt durch:
- 42% Wasserkraft
- 22% Kernkraft
- 5% Fossile Brennstoffe
- 32% Erneuerbare Energien
Mit Schwedens Wasserkraft wird etwa die Hälfte des Strombedarfs gedeckt.
Übertroffen wird diese Wasserkraftquote nur noch von Österreich mit rund 70%
und Norwegen mit über 90%. In Deutschland werden rund 5 Prozent des Stroms
aus Wasserkraft erzeugt. Die relativ preiswerte und erneuerbare
Energiequelle 'Wasserkraft’ richtet selbst keine Umweltschäden an. Die zu
ihrer Erzeugung errichteten Staudämme werfen allerdings für die
Umwelt eine
Reihe schwerwiegender Probleme auf. Große Stauseen entstehen durch die
Überflutung ganzer Landstriche, wobei oft wertvolle Wälder, natürliche
Lebensräume und Feuchtgebiete zerstört und nicht selten ganze ökologische
Gemeinschaften vernichtet werden. Es liegen etliche Statistiken über
Wasserkraft und Staudämme vor, von Befürwortern und Gegnern, wobei die
Befürworter in der Regel mit detaillierten Angaben über die Eigenschaften
und Konstruktionsmerkmale der Dämme aufwarten, während die Gegner
Umweltschäden und soziale Kosten betonen. Seit den 80er Jahren gilt Schweden
Wasserkraft als 'fertig ausgebaut'. 1998 beschloss die schwedische Regierung
bestimmte Flüsse vor jeder Form von Regulierung per Gesetz zu schützen.
Die Energieerzeugung aus Biomasse wird in
den letzten Jahren stark vorangetrieben und von der EU subventioniert.
1980 ist bei einer Volksabstimmung der
Atomausstieg beschlossen worden. Der erste Reaktor in
Skåne, Barsebäck Block
1 wurde am 30. November 1999 stillgelegt, Barsebäck Block 2 am 1. Juni 2005. Die restlichen zehn Reaktoren Schwedens sollten
ursprünglich bis 2010 folgen. Im
Februar 2010
nahm die schwedische Regierung das Gesetz zum Ausstieg aus der Atomkraft wieder
zurück.
Bis 2020 wollen die Schweden alle fossile Brennstoffe durch erneuerbare
Energien ersetzen. Die Realisierung dieser ehrgeizigen Ziele werden dadurch
erleichtert, dass der größte schwedische Energiekonzern Vattenfall im Besitz
des Staates ist und die Regierung die Investitionspolitik des
Stromversorgers steuern kann. Brennholz ist eine Energiequelle, deren
Verfügbarkeit eine gewisse Unabhängigkeit schafft. Etwa 80% des Brennholzes
wird auf dem Lande für Haushaltszwecke verbraucht, der Rest für Heimgewerbe
und Kleinbetriebe.
Mit einem Holzeinschlag von jährlich 60 Millionen Kubikmetern ist Schweden
nach Russland das zweitwichtigste Fördererland in Europa. Die
Eisenerzvorkommen gehören zu den hochwertigsten der Welt. Den Rohstoffen
entsprechend sind Holz und Metall verarbeitende Industrien stark verbreitet.
Maschinen, Apparate, und Transportmittel sind Schwedens wichtigste
Exportprodukte. Führende Industriezweige sind die Stahl- und die
Papierindustrie, gefolgt von Nahrungsmittel-, chemischer, Textil- und
Automobilindustrie sowie Schiff- und Maschinenbau. Der Schiffbau war Anfang
der siebziger Jahre an vierter Stelle im weltweiten Vergleich, ist Anfang
der neunziger Jahre aber nahezu bedeutungslos geworden. Mehr als 400.000
Fahrzeuge werden jährlich in den Werken von Volvo und Saab gefertigt.
Größter Arbeitgeber ist der Dienstleitungsbereich - hier sind 70 Prozent der
Erwerbsfähigen beschäftigt.

Die Gesamtbeschäftigung blieb in der Zeit von 1994 bis 1997 nahezu
unverändert. 1998 ist die Zahl der Beschäftigten jedoch spürbar gestiegen.
Die Arbeitslosenquote ist niedriger als in der Eurozone. Dadurch, dass rund
60% der Frauen eine Ganztagsbeschäftigung haben, sank die durchschnittliche
Wochenarbeitszeit auf weniger als 37 Stunden pro Woche.
Beschäftigung in % der Gesamtbeschäftigung
|
1970
|
1980
|
1990
|
1998
|
Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei
|
7,6
|
5,2
|
3,5
|
3,0
|
Bergbau und Industrie
|
28,6
|
24,8
|
21,0
|
20,6
|
Strom-, Gas- u. Wasserversorgung
|
0,9
|
1,0
|
0,9
|
0,9
|
Hoch- und Tiefbau
|
9,9
|
8,1
|
7,7
|
5,9
|
Private Dienstleistungen
|
34,5
|
34,1
|
39,0
|
42,7
|
Öffentlicher Dienst
|
18,5
|
26,8
|
27,9
|
26,9
|
Während Schweden in den Nachkriegsjahrzehnten aufgrund seiner durch den Krieg
unbeeinträchtigten Produktionsstruktur jährliche Durchschnittsraten des
Wirtschaftswachstums von 4,5 % erzielte, sank die durchschnittliche
Wachstumsrate zwischen 1970 und 1996 auf 1,6 %. Schweden gelang es von 1945 bis
ca. 1970 vorzüglich, die Wirtschaftsentwicklung und den allmählichen Ausbau des
Wohlfahrtssektors im Gleichgewicht zu halten, doch führten die verschärfte
Gewerkschaftspolitik ab Mitte der siebziger Jahre und die Ölpreisschocks zu
einer maßvolleren Lohnpolitik.
Das schwedische Wirtschaftswachstum liegt über dem EU-Durchschnitt, wobei
die Zinsen und die Inflation niedrig sind. Das Wachstum ist aber allein im
privaten Sektor entstanden. Die schwache Finanzlage der öffentlichen Hand
hat zu drastischen Kürzungen bei den staatlichen Ausgaben geführt. Eine
soziale Politik und das klare Bekenntnis zum Wohlfahrtsstaat sowie die
Absicherung aller Bevölkerungsschichten kennzeichnen das schwedische
Erfolgsmodell.

Durch das unökologische Steuersystem bei
Kraftfahrtzeugen (man zahlt für neue und moderne Autos mehr Steuern als für
alte Fahrzeuge) besitzen ca. 57% der Schweden ein Auto, dass älter als 10
Jahre ist. Bedingt durch dieses Steuersystem wurden in den letzten Jahren
viele ältere Dieselfahrzeuge, die den Besitzern in Deutschland zu teuer
wurden, nach Schweden exportiert. Um nicht noch mehr Umwelt verschmutzende
Autos in Schweden zu bekommen, überlegt man z. Zt., ob die schwedische
Kfz-Steuer dem deutschen System angepasst werden sollte.

Quelle: Nord Pool ASA
Handelsbeziehungen:
Bei den Handelsbeziehungen (Handel, Dienstleistungen und Kapital) ist
Deutschland für Schweden die Nummer 1, gefolgt von Großbritannien und
Dänemark.
Waren- und Diensleistungsexporte |
(Milliarden Kronen) |
Warenexporte aus Deutschland nach Schweden (2012) |
191 |
Dienstleistungsexporte von Deutschland nach Schweden (2012) |
34 |
Warenexporte aus Schweden nach Deutschland (2012) |
115 |
Dienstleistungsexporte von Schweden nach Deutschland (2012) |
37 |
Kapitalverkehr |
(Milliarden Kronen) |
Deutsche Portfolioinvestitionen in Schweden (2012) |
359 |
Schwedische Portfolioinvestitionen in Deutschland (2012) |
253 |
Anzahl der Mitarbeiter in deutschen Unternehmen in Schweden (2012) |
71.758 St. |
Anzahl der Mitarbeiter in der schwedischen Unternehmen in Deutschland
(2011) |
98.373 St. |
Quelle: SCB, IMF und Tillväxtanalys
In Schweden fließen vier Prozent des Brutto-Inlandsprodukts in
Forschung und Entwicklung. Das Land der Erfinder, das nur 0,14
Prozent der Weltbevölkerung stellt, rangiert damit nach eigenen Angaben
unter den ersten drei Nationen weltweit. In Deutschland sind es nur 2,5
Prozent.
Schweden war beim Start der Europäischen Währungsunion
im Jahre 1999 nicht dabei. Man behält sich die Option eines späteren
Eintritts vor. Die Befürwortung der Schweden zum Euro stieg zuerst
an. Nach der letzten Wirtschaftkrise nimmt die Haltung der schwedischen
Bevölkerung zum Euro enorm ab. Schweden betreibt weiterhin eine stabilitätsorientierte
Wirtschaftspolitik außerhalb der Währungsunion.
Skandinavische Münzunion |
Schwedische Währung |
Müllanalyse |
Schwedenhölzer