Viele sehen in Schweden das Musterbeispiel in Sachen Sozialstaat. Auch wenn es
um den Arbeitsmarkt geht, werden die Schweden oft gelobt. Ein arbeitsloser
Junggeselle, der vor seiner Arbeitslosigkeit 2500,- Euro verdiente, bekommt in
der BRD 917,- Euro Arbeitslosengeld. In Schweden dagegen 1761,- Euro. In
Schweden sind Gering- bzw. Normalverdiener also besser abgesichert, wenn sie
ihren Job verlieren. Nicht so die Besserverdienenden – die erhalten in Schweden
weitaus weniger Arbeitslosengeld als in Deutschland. Unabhängig von der
Berufsgruppe und dem Einkommen soll jeder in Schweden nahezu gleich abgesichert
sein. Deshalb haben die Schweden beim Arbeitslosengeld eine relativ niedrige
Obergrenze der Berechnungsgrundlage (2202,- Euro) festgelegt. Das Arbeitslosengeld (inkomstbortfallsförsäkring) beträgt in Schweden 80% des
früheren Arbeitsentgelts; jedoch höchstens 1761,- Euro während der ersten 100
Tage und höchstens 1650,- Euro während der restlichen
Periode der Leistungsgewährung.
Während ein Arbeitsloser in Deutschland bis zu 1890,- Euro Arbeitslosengeld im
Monat erhalten kann, gibt es in Schweden maximal 1761,- Euro. Die Kluft zwischen
Arm und Reich ist in Schweden damit weniger spürbar als in Deutschland. Da der
schwedische Wohlfahrtsstaat nach dem Solidaritätsprinzip aufgebaut ist und das
Prinzip der sozialen Gerechtigkeit und der sozialen Gleichheit für alle
Staatsbürger im Mittelpunkt steht, soll auch bei der Betroffenheit, die
jeweilige Finanzierung der Arbeitslosigkeit einigermaßen gleich sein und nicht
nach Einkommensunterschied differenziert werden. Auch ist die schwedische
Arbeitsmarktpolitik weit aktiver gestaltet als die deutsche. Geht man in
Schweden zum Arbeitsamt, wird sofort ein individuelles Kursprogramm erstellt –
immer mit dem Ziel, den Arbeitslosen so schnell wie möglich wieder in den
Arbeitsmarkt zu integrieren. Es ist ein primäres Interesse des schwedischen
Staates, denn die Arbeitslosen belasten in Schweden direkt den Staatshaushalt,
als dort sowohl das Arbeitslosengeld, als auch die Gelder für
Fortbildungsmaßnahmen aus Steuermitteln finanziert werden – nicht wie in
Deutschland aus dem Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit, sprich aus den
Beiträgen der Versicherten. Die schwedische Arbeitsmarktpolitik kann als sehr erfolgreich angesehen werden. Während in Deutschland jeder zweite Arbeitslose länger als ein Jahr
ohne Job bleibt, zählt in Schweden nur jeder fünfte zu den Langzeitarbeitslosen.
Die Arbeitslosenquote lag in Schweden 2006 bei 5%. Die ausgeprägte Hilfeleistung der schwedischen Arbeitsämter hat jedoch ihren
Preis. In Schweden ist man dazu verpflichtet, auch dann einen Job anzunehmen,
wenn der Verdienst damit unter dem Arbeitslosengeld läge. Weit entfernt von den
deutschen Vorschriften. Man muss sich das schwedische Sozialsystem wie eine
große Familie vorstellen, indem jeder Rechte aber auch Pflichten hat. Damit man
das Solidaritätssystem nicht gefährdet, wird starker Druck auf jeden einzelnen
ausgeübt. Das Ziel ist, jeden Arbeitslosen so schnell wie möglich wieder in den
Arbeitsprozess zu bekommen, bzw. sich darum zu bemühen ihn wieder
hineinzubekommen.
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