Im 18. Jahrhundert hatten die Schweden ein wirkliches Alkoholproblem und
zwar ein ganz massives. Da wurde manchmal sogar der Lohn auf dem Land als
Schnaps ausgezahlt, weil man gedacht hat, das hilft gegen den Hunger und gegen
die Kälte. Dann aber kamen die ganzen Abstinenzlerorden nach Schweden und die
Arbeiterbewegung wurde immer stärker und auf einmal wurde alles rationiert.
1860
wurde das Brennen für den Hausbedarf verboten. Wer Schnaps kaufen wollte, musste
ein Bezugsheft mit sich führen. Darin wurde dann alles ganz genau eingetragen,
wer wann und wieviel an Schnaps man gekauft hat. Wer also in Schweden zu viel Alkohol trank,
der bekam dann am Ende auch nichts mehr. Der Alkoholverkauf steht jetzt schon
über 100 Jahre unter staatlicher Kontrolle.
Bis 1991 hatten die staatlichen Alkoholgeschäfte in Schweden den Charme einer
uralten Apotheke. Da stand z.B. der Weißwein aus Deutschland in einer
Glasvitrine und man musste eine Wartenummer ziehen und dann zum Tresen vorgehen
und seine Bestellung aufgeben - immer so ein bisschen verschämt. Heute sind die
Geschäfte der staatlichen Alkoholkette Systembolaget, auch Systemet genannt, im
Grunde genommen kaum noch wieder zuerkennen. Dieser Alkoholeinzelhandel hat das
Monopol auf Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 3,5 Volumenprozent.
Systembolaget hat ein landesweites Ladennetz mit mehr als 400 Filialen. Diese
sind an ihrem grünen Schild mit der gelben Aufschrift gut erkennbar.
Das Systembolaget ist das einzige Unternehmen in Schweden, das seine Kunden vor
den eigenen Produkten warnt und trotzdem läuft das Geschäft bombig. Auf
hochprozentigen Schnaps erhebt der schwedische Staat gut 70 Prozent Steuern.
Dadurch soll der Alkoholkonsum gedämpft werden. In den letzten Jahren ist der
Verkauf von hochprozentigem Schnaps gefallen, gleichzeitig stieg der Umsatz von
Wein und Bier an.
Der Alkoholtourismus der Schweden nach Deutschland und Dänemark ist in der
letzter Zeit stark gestiegen. Viele Schweden fahren schnell mal mit der Fähre
nach Deutschland oder Dänemark, um dort günstig einzukaufen. Die Fähr- bzw. die
Brückenkosten lohnen sich allemal, wenn man sein Auto voll packt. Personen, die
über 20 Jahre alt sind, dürfen 10 Liter Spirituosen über 22%, 20 Liter Starkwein
zwischen 15% und 22%, 90 Liter Tischwein zwischen 3,5% und 15% und 110 Liter
Bier mitbringen.
Den Schweden sagt man nach, sie trinken zwar selten, aber dann richtig - oder
auch "was da ist, wird leer gemacht". Die Schweden verhalten sich beim Trinken
im Grunde genommen völlig neurotisch und schulderfüllt. Auf Auslandsreisen sind
die Schweden für ihr zügiges Zechen bekannt.
Das Alkoholmuseum in Stockholm dokumentiert die Geschichte der Schweden und dem
Schnaps.
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